Positiv denken und Gottvertrauen haben. In manch Situation alles andere, als eine leichte Übung. Ganz im Gegenteil. Wenn dann noch die Hormone ihren (hier: doppelten!) Teil dazu beitragen, ist die Katastrophe perfekt. Zumindest wäre sie es bei mir. Daher gilt der lieben Melanie meine Hochachtung. Ihr macht das wunderbar, so wie ihr es macht, alles!
Familienzuwachs in Planung
Für uns war immer klar, dass wir uns ein zweites Kind wünschen und damit auch nicht zuuu lange warten möchten. Also beschlossen wir kurz nach dem ersten Geburtstag unserer Tochter Lillian, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um unsere Familie durch ein Geschwisterchen wachsen zu lassen.
Kurz vor Weihnachten vermutete ich auch schon eine Schwangerschaft und machte am 20. Dezember und 23. Dezember zwei Früh-Tests, die negativ ausfielen! Ich war nicht besonders betrübt und dachte mir nur, dass es ja nicht immer gleich beim zweiten Mal klappen kann und ich somit an Weihnachten wenigstens noch schön Rotwein schlürfen könnte. Gesagt, getan! Blöderweise war am 27. Dezember dann aber noch immer keine Regelblutung in Sicht. Langsam wurde ich nervös und schickte meinen Mann in die Apotheke, um zwei neue Tests zu besorgen und testete nach seiner Rückkehr sofort erneut. Noch bevor ich die Kappe auf den Test setzen konnte, sah ich direkt einen zweiten Balken – POSITIV! Die Freude war groß, es hatte doch geklappt und ich sollte gleich am 03.01. in die Praxis meiner Ärztin kommen!
Die doppelte Ordnung
Als ich dann bei ihr auf dem Behandlungsstuhl saß, folgte die Ernüchterung. Man sah nichts, außer einer mini Fruchthülle und die Gynäkologin sagte mir, dass man leider auch eine Eileiterschwangerschaft nicht ausschließen kann, wir aber in 14 Tagen nochmal nachschauen werden!
Die kommenden 2 Wochen ging es mir dann gar nicht gut. Zum einen plagte mich diese Ungewissheit, zum anderen war ich hundemüde und mir war riiichtig übel! Als ich dann am 17. Januar wieder auf diesem ungeliebten Behandlungsstuhl saß, sagte ich ihr nur, dass mir doppelt so schlecht, wie damals bei meiner ersten Tochter, ist und ich auch doppelt so müde bin! Schon komisch, dass ich genau diese Wortwahl traf – im Nachhinein betrachtet. Jedenfalls fügte ich noch hinzu, dass sie bitte einfach ganz schnell nachsehen möchte, da ich selbst gar nicht hinsehen kann, als ich plötzlich ein Schmunzeln von ihr vernehme. Sie sagt: “Alles in doppelter Ordnung!” und dreht den Monitor in meine Richtung! Da sehe ich es mit eigenen Augen – ZWILLINGE!
In diesem Moment schossen mir tausend Gedanken durch den Kopf ‘Das kann nicht sein, das ist unmöglich! Zwillinge gibt es bei uns in der Familie doch gar nicht! F***, wir müssen umziehen! Gut, dass wir den A6 letzte Woche nicht gekauft haben! …’ Ich glaub ja, Ärzte haben bei sowas einen Heidenspaß und ich bin mir sicher, man sah mir meine Gedanken an. Ich war wirklich sprachlos und geschockt. Nachdem ich wieder angezogen und stammelnd vor meiner Gynäkologin saß, fragte ich sie nur, ob ich jetzt immer 2 Folsäuretabletten einnehmen muss. Was Blöderes ist mir in diesem Moment auch einfach nicht eingefallen. Sie hat mich dann auch gar nicht mit weiteren Details und Informationen zugeschüttet und mich erst einmal nach Hause geschickt, damit ich die freudige Nachricht meinem Mann überbringen und alles erst mal sacken lassen kann.
Kaum aus der Praxistüre draußen, rief ich heulend meinen Mann bei der Arbeit an und teilte ihm mit, dass bei uns alles in doppelter Ordnung sei. “Häää? Wie? Doppelt? Mach mich nicht schwach. Du machst Witze!” Ziemlich genau das waren seine ersten Worte und für den Armen war der Arbeitstag dann auch gelaufen. Mit Konzentration war da nicht mehr viel und somit kam er an diesem Tag etwas zeitiger nach Hause.
Gemeinsam, als Familie
An diesem Abend lag ich im Bett und weinte. Ich freute mich selbstverständlich über beide Bays in meinem Bauch, aber in erster Linie hatte ich ein schlechtes Gewissen unserer Tochter gegenüber. Lillian wird bei der Geburt ihrer Geschwister noch keine 2 Jahre alt sein. Wird sie das verstehen? Kann sie das alles überhaupt verstehen? Wie wird das mit einem Kleinkind und 2 Säuglingen? Wie kann ich auch Lillian gerecht werden und unseren Alltag bestreiten? Für mich stand sehr schnell fest, dass wir wieder in meine Heimat, in die Nähe meiner Eltern ziehen müssen, damit ich im Alltag ausreichend Unterstützung bekomme. Mein Mann ist beruflich leider sehr viel im Ausland unterwegs und mit 2 Kindern wäre es schon stressig geworden, aber mit drei? Allein daheim? Das schaffe ich nicht.
Kaum zu Ende gedacht, überfiel mich die nächste Angst und ich sah nur noch Kaiserschnitte und die Neonatologie vor meinem inneren Auge. Ich habe eine furchtbare Angst vor operativen Eingriffen und für mich persönlich wäre ein Kaiserschnitt ein Albtraum. Wenn es also irgendwie möglich ist, möchte ich die Zwillinge auf natürlichem Wege entbinden. Natürlich hoffe ich innständig, dass sie nicht viel zu früh auf diese Welt wollen und es ganz lange in meinem Bauch aushalten werden, damit sie nicht auf der Neonatologie landen – machten wir damals mit Lillian doch schon ein paar Tage Neo durch und das als ein noch sehr harmloser Fall. Ich erinnere mich nur zu gut an meine Gefühle und Ängste aus dieser Zeit und frage mich, wie ich so etwas noch einmal und gegebenenfalls noch härter durchstehen soll?
Aber all diese Ängste und Gedanken schiebe ich seit dieser ersten Nacht beiseite. Ich versuche positiv zu denken und habe Gottvertrauen. Alles kommt, wie es kommen muss und wir werden alles annehmen und als Familie gemeinsam durchstehen. Die Zwillinge und ich sind nicht allein!
Seither überwiegt in mir auf jeden Fall die Freude und die Spannung auf das, was auf uns zukommen mag.
… Und für genau das, liebe Melanie, wünschen wir dir und deiner kleinen Familie nur das Beste und freuen uns, euch bald näher bei uns zu haben und euch endlich live kennenzulernen!
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